150
Vierter Zeitraum.
Genserich, den König der Vandalen, nach Italien. Er kam,
^ plünderte Rom 14 Tage und Nachte, lud eine Menge Kunstwerke
-5l)- auf ein einziges Schiff und steuerte gen Afrika, indem er die
Kaiserin, ihre Töchter, nebst vielen edlen Frauen und Jungfrauen
gefangen mit sich fortführte. Ein Sturm versenkte jenes Schiff
mit allen Kostbarkeiten in die Tiefe; Mapimus starb unter den
Händen seiner eigenen Soldaten, nach dreimonatlicher Regierung und
Avitus trat an sekne Stelle. Doch Ricimer, ein Sue-
ve und Befehlshaber der fremden Söldner, der sich eine unge-
456 meffene Zwingherrfchaft angemaßt hatte, überlieferte ihn dem To-
de, um den kriegerischen
»5? Majorianus zu erheben. Er wußte Gallien und Spa-
nien wieder im Gehorsam zu erhalten, da er jedoch, ohne Ver-
schulden, eine Flotte verlor, sprach Ricimer das Todesurtheil über
»01 ihn aus und setzte
Libius Severus an seine Stelle, den ec aber, aller
»65 Wahrscheinlichkeit nach, durch Gift hinwegräumte. Zwei Jahre
ließ er den Thron unbesetzt, dann gestattete er, daß
— Anthemius von dem byzantinischen Kaiser Leo erwählt
72 == werde, denn noch immer gaben die Herrscher des Orients Ansprüche
5 auf das Abendland vor. Der neue Kaiser vermahlte seine Toch-
ter dem vielvermögenden Ricimer, vereinigte sich mit Leo zu einer
Wiedeceroberung Afrika's, wobei 1113 Schiffe und 100,000
Mann Landtruppen zusammen gebracht wurden. Dennoch schei-
terte diese furchtbare Rüstung durch die Verratherei oder Fahrläs-
sigkeit des griechischen Befehlshabers der Flotte, Basiliskus, und
408 durch Genserichs listige Schlauheit und die Brander, welche er ge-
gen die Schiffe anwendete. Zwietracht entflammte hierauf den
Bürgerkrieg zwischen dem Kaiser und Ricimer. Dieser eroberte
Rom mit Sturm, ernannte Anicius Olybritis zum Kaiser, Anthe-
mius aber siel im Mordgewühle.
Anicius O ly brius war der Schwiegersohn Valentinianslh.
Was Raub und Plünderung zu Rom verschont hatten, ward eine
Beute des Hungers oder der Seuchen. Die zwei Eroberer erfreue-
472 ten sich daher ihres Siegs nicht lange, denn Ricimer und Oly-
brius starben beide kurz nach ihrem Triumphe.
Gundobald, ein Burgunder, erhielt nach Ricimer den
Oberbefehl über die Söldner und dieser ernannte zu Ravenna ei-
nen tapfern Kriegsmann,
Glycerius, zum Kaiser. Doch zu Constantinopel geneh-
migte man diese Wahl nicht, vielmehr erhielt der Beherrscher
Dalmatiens,
»r» Julius Nepos, den Purpur. Er nahm seinen Wider-
sacher gefangen, machte ihn — zum Bischof von Salona, ward
aber seinerseits von Orestes, einem Kriegsobersten, gestürzt,
der es nicht einmal der Mühe werth achtete, das nichtige Diadem
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TM Hauptwörter (200): [T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Personennamen: Ricimer Libius Leo Leo Leo Leo Anicius_Olybritis Valentinianslh Julius_Nepos
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Afrika Gallien Basiliskus Rom Ravenna Glycerius Constantinopel Salona
60
Erster Zeitraum.
Schaar Trojaner gelandet seyn; der damalige König Latmus nahm
ihn gastlich auf, vermählte ihn mit seiner Tochter Lavinia und hin-
terließ ihm, bei seinem Absterben, das Reich. Askanius, des Aeneas
Sohn, gründete Alba Longa um 1150 v. Ch., welches die
Hauptstadt des alten Latiums wurde. Zwölf fabelhafte Könige
werden genannt, bis die Regierung aufprokas kam, die er seinem
ältesten Sohne Numitor hinterließ. Sein Bruder Amulius
stieß ihn vom Throne und weihete dessen Tochter, Rhea Sylvia,
zur vestalischen Jungfrau, damit ihm keine Gefahr von künftigen
Nachkommen erwachse. Gleichwohl gebar Rhea Sylvia Zwillinge,
Romulus und Remus, angeblich vom Gott Mars, worauf
Amulius die Mutter ins Gefangniß werfen, die Kinder aber in
die Tiber aussetzen ließ. Eine Reihe von Wundern rettete die bei-
den Knaben, und zu Jünglingen herangereift übten sie Vergeltung
an dem verratherischen Oheim, tödteten ihn und setzten ihren Groß-
vater Numitor wieder auf den ihm früher entrissenen Thron.
Dankbar verlieh dieser ihnen an der Tiber einen Platz, wo sie
eine neue Stadt gründen und selbstständig herrschen möchten. Nach
einem entstandenen Zwiste erschlug der zornmüthige Romulus sei-
nen Bruder Remus und ward alleiniger Beherrscher der nach ihm
753 selbst benannten Stadt Rom. Ein Senat von hundert Mitglie-
. eh. dern stand dem Könige rathend, oft auch widerstrebend, zur Seite.
Patricier und Plebejer bildeten frühzeitig einen Adel- und
Bürgerstand, welche Romulus klug durch das Patronat und
die Clientel zu Schutz und Trutz vereinigte. Ein Krieg mit
den Sabinern, welche den hinterlistigen Raub einer Anzahl ihrer
Weiber und Töchter zu rachen kamen, drohete dem neuen Staate
den Untergang; doch die sanften Bitten der Frauen selbst bewirk-
ten eine Verschmelzung beider Völker; Römer hießen sie fortan
im Kriege, Quiriten von Cures, der ehemaligen Hauptstadt
der Sabiner, zur Zeit des Friedens, und hundert Senatoren aus
den Sabinern wurden dem Senate hinzugefügt. Ein plötzlicher,
wahrscheinlich durch Meuchelmord herbeigeführter, Tod endigte das
kriegerische Streben des Romulus nach einer Zstjahrigen Regierung.
Numa Pompilius, aus dem Volke der Sabiner, ward
nach etwas mehr als einer einjährigen Zwischenregierung des Senats von
selbigem zum Könige von Rom erwählt. Aus wilden Kriegern
suchte er die Römer zu friedlichen Bürgern und Ackerbauern zu
machen, daher gebot er eine Verehrung der Götter, erbauete der
Vesta einen Tempel, welcher anfangs vier, spater sechs, ve-
stalische Jungfrauen als Priesterinnen dienten; schuf mehrere
Priesterclassen, die Salier, die Flamines, die Auguren,
die Fecialen, die Pontifices, zu den verschiedenen religiösen
Verrichtungen; heiligte die Grenzsteine, termini, zur Sicherung
des Eigenthums, wobei er sich stets auf die Eingebungen der Nym-
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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76
Zweiter Zeitraum.
§.18.
Rom.
*09 Lucius Junkus Brutus und Cajus Tarquinius Colla-
v-eh. tinus, der Lucretia Gemahl, waren Roms erste Eonsuln.
Nur für ein Jahr war ihre Wahl gültig; dreimal durste sie hin-
ter einander erneuert werden, dann aber mußte wenigsteus ein Jahr
zwischen einer nochmaligen Wahl verfließen. Doch der vertriebene
König Tarquinius machte mehr als einen Versuch, den verlorenen
Thron wieder zu gewinnen. Zuerst brachte er eine Verschwörung
in Roin zu Stande, woran sogar die beiden Söhne des Brutus,
Titus und Tiberius, und die Neffen des Collatinus Theil nahmen;
sie ward aber entdeckt durch einen Sklaven, Namens Vindex oder
Vindicius, und sammtliche Verschworne, patricische Jünglinge von
ausschweifenden Sitten, wurden öffentlich enthauptet, wobei Bru-
tus selbst gegenwärtig blieb. Collatinus, dem Hause der Tarqui-
nier verwandt, mußte deshalb seine Würde niederlegen und Rom
verlassen, doch gab man ihm ein Geschenk von 25 Talenten aus
dem öffentlichen Schatze; Publius Valerius, mit dem Beina-
men Pubilcola, Volkssreund, trat an seine Stelle. Den Palast
des Tarquinius machte man der Erde gleich, verwandelte seine Fel-
der in einem Kampfplatz der römischen Jugend, campus Mariius,
nachdem man die darauf befindlichen Baume und Früchte in die
Tiber geworfen. Die etruskischen Städte, Veji und Tarquinii,
übergaben sodann Aruns, dem ältesten Sohne des Königs, ein
Heer zur.bekämpfung des von ihnen gehaßten und gefürchteten
Roms. In einer blutigen Schlacht behaupteten sich zwar die Rö'-
mer, aber Brutus siel, indem er, den Tarquinier Aruns durchboh-
rend, von selbigem gleichfalls durchbohrt ward. Der gefährlichste
Angriff drohete ihnen aber von P o r s e n n a , dem Könige aller Städte
Etruriens. Ein starkes Heer von Etruskern, Lateinern und römi-
schen Ausgewanderten erstürmte den Berg Janiculus, würde, ohne
die heldenmüthige Tapferkeit des Horatius Cocles, über die
hölzerne Pfahlbrücke der Tiber in Rom eingedrungen seyn, äng-
stigte selbiges alsdann durch eine harte Belagerung, wovon es je-
doch die, wahrscheinlich poetisch ausgeschmückte, Kühnheit des Mu-
cius Scävola rettete, sowie auch Elö lia, eine heldensinnige römi-
sche Jungfrau, den Porsenna zur Mäßigung stimmte. Er machte Friede,
doch mußten die Römer den Vejentern alle früheren Eroberungen zu-
507 rückgeben und durften kein anderes Eisen, als was sie zum Acker-
v. «h. bau brauchten, besitzen. Nochmals rief Sex tus Tarquinius
die Sabiner und sein Schwager Octavius Manilius die
Lateiner zum Kriege gegen die Römer auf. Innerer Zwist
waltete unter den Patriciern und den von Wucher hart bedräng-
»99 (Crl Plebejern, welche deshalb den Kriegsdienst verweigerten, den
äußern Feinden eine willkommene Botschaft. Die Errichtung der
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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TM Hauptwörter (200): [T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
169
Byzantinisches Reich.
Consta ns H., der Sohn Constantins 1!I., war noch ein 642 —
Jüngling, zeigte sich aber sogleich als einen Wütherich. Cin Bru- 668---
derrnord folterte sein Gewissen, trieb ihn einen andern Himmels-
stich zu suchen, daher verließ er Constantinopel, ging nach Sicilien, ”’59 1
kämpfte wider die Longobarden in Italien, raubte alle Kunstwerke
hinweg, um sie nach Constantinopel zu schicken, doch die damit be-
ladenen Schiffe sielen den Arabern in die Hände; durch uner-
schwingliche Auflagen drückte er Sicilien und Calabrien und ward
endlich im Bade von einem seiner Diener erschlagen. Sein Sohn
Conftanti n Iv. Pogonat, d. i. der Bärtige, überwand zu- 668 —
erst einen Gegenkaiser, Mezizius, den man in Sicilien wider ihn 688-s
aufstellte, und bestieg, auf Verlangen seines Heeres, da ja auch die 17
Dreieinigkeit die Welt regiere, mit seinen Brüdern Tiberius
und Heraklius, den Thron. Um sich der lästigen Mitregenten zu
entledigen, verstieß er sie, nachdem man ihnen die Nase verstüm-
melt, in ein Kloster, verheimlichte aber zwölf Jahre lang ihre Ge-
fangenschaft, indem alle kaiserliche Befehle noch immer mit ihres
Namens Unterschrift erschienen. Die Araber überschwemmten Afri-
ka, Sicilien und Kleinasi'en und stürmten sieben Jahre hinter
einander gegen Constantinopel an, dessen Eroberung ihnen nur
wegen des griechischen Feuers nicht gelang. Die Bulga^
ren aber faßten, über die Donau kommend, festen Fuß in Griechen-
land, vom Ausflusse derselben und deren südlichem Ufer bis nach
den Grenzen von Epirus sich ausbreitend. Die m0notheleti-
schen Streitigkeiten, d. i. „die Frage, ob Christus einen oder
zwei Willen gehabt habe," beschäftigten damals den Kaiser, so
wie die Geistlichkeit auf das Ernstlichste. Sein 1 lssahriger Sohn
Justinian Il, der ihm in der Regierung folgte, war und 685 -
blieb ein elender Schwächling, dessen Prachtlicbe den< Volke zur 695--
Last und Pein wurde. So ließ er einen glanzenden Palast errich- 10
ten, wo die Wände mit Goldblechen, der Fußboden mit Mar-
mor belegt waren. Thörichterweise verpflanzte er ein tapferes Ge- -
birgsvolk, die Mar 0 niten, vom caspischen Meere nach Arme-
nien. Sie waren aber eine schützende Vormauer gegen die Araber
gewesen, welche darauf ungehindert vordrangcn und das Land weit
umher überschwemmten. Des willenlosen Herrschers überdrüssig
erhoben die Soldaten, nach dessen Vertreibung, einen ihrer Anführer,
Leontius, auf den Thron, durch dessen schlaffe Mittelma- 605 -
ßigkeit das Gemeinwesen nichts gewann. Carthago ging für im- 698---
mer verloren; ein zu Creta versammeltes Heer Miethstruppen er- 3
nannte seinen Führer
Tiberius Iii. zum Kaiser, welcher seinen Vorgänger mit 098_
verstümmelter Nase ins Kloster verstieß. Doch Justinian Ii. 705^
schwang sich mit Hülfe der Bulgaren noch einmal auf den Thron 7
und ließ seiner tückischen Tigernatur einen ungezügelten Lauf. 705
Unbarmherzige Rache übte er an allen, die ihn wahrend seiner
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Consta Constantins Conftanti Tiberius Christus Tiberius
123
Die römischen Kaiser in Nom.
Vierter Zeitraum.
Bon Augustas bis zum Untergänge des abendländischen
K a i se r t h u m S, non 30 v. Ch. bis 476 n. C h. ; cinc Seit
von 506 Jahren.
§• 24.
Die römischen Kaiser in Nom.
Guetvn bis auf Domitian ; Tac tus Annalen, vom Tiber sie Bcspasian ; Dclkeius Patcr-
cilus ; D. G. Jos. Hüblcrs Gesch. der Römer unter d. Imperatoren, wie auch der gleichzeitigen
Völker bis zur großen Bölkcrwanderiing. Frciberg 1805. 4 Th. Erevicc's reni. Kuiserhistorie
vom Augustus an bis zu Sonstantinus. Aus den Franz. 12 Thle. Pc. 7 Thlr. 8 Er. Gesch.
d.röin. v. Erbauung d. St. Rom bis auf Unkerg. d. abendl. Keiiferth. Aus dem Engl, iibcrs.
u. mit einer Gesch. d. estroni. Kaiserth. ergänzt v. Thcobl. Kosegarten. Leipz. Wcidnian».
Luchhdl. 1702 — 1802. 4 Thl. Pr. 5 Thlr. 8 Gr. Oliv. Goldsniith's Gesch. d. Rönier, zum
Gcbr. auf Gymnas.u. Schul, neu bearbeitet v. Stahel. Wiirzb. 1813 — 1820. 2 B. Pr.
1 Thlr. 8 Er. Frz. Fiedlers Gesch. des rem. Staates u. Volks für d. obern Elasten u. gelehrte
Schul. Leipz. b. Hinrichs. 1821. Pr. 1 Thlr, 10 Gr. I- G. A. Klipping : August, d. erste
rem. Kaiser aus d. Schrift, d. Alt. vorges. Helnist. 1748. Fr. Horn, Tiberius, ein histor.
Geinäldc. Leipzig, bei Hinrichs. 1811. Pr. 1 Thlr. 4 Gr. Desselben historisches
Gemälde: Galba, Otho u. Vitellins. Berl. b. Nicolai 1812. Pr. 16 Gr. Genersich : Trasa»,
ein biogr. Gemälde. 2 B. m. Kupf. Wien 1811. Pr. 1 Thlr. 16 Gr. Buchholz : sviare.
Aurel. Verl. 1806. Pr. 2 Thlr. Meyer's Lehrb. d. röm. Alrcrth. f. Gynmas. u. Schulen.
Verl. 5. Ausi. 1821. Pr. 1 Thlr. 3 Gr. K. A. Bcttigers : Sabina od. Mvrgenscenen ini Pub-
zimmer einer reichenoiömerin, ein Beitrag;, richtigen Deurtheil. des Privatlebens der Röm.
u. z. bessern Verständniß d.rom. Schriftst. Leipz. b. Göschen u. vecb. u. vermehrte Aufi. 1806.
2 Thle. ni. 13 Kupf. Pr. 3 Thlr. 12 Gr.
Seit mehr als 50 Jahren blutete der römische Staat an den
selbst geschlagenen Wunden der Bürgerkriege; alle Greuel, welche
Gesetzlosigkeit und entfesselte Leidenschaften nur immer herbeirufen
können, waren über die unglücklichen Einwohner gekommen, die
lebenden Geschlechter hatten den Frieden nicht gesehen, ahnten aber
dessen Segnungen und schmachteten nach diesem unbekannten Glücke,
darum erschien ihnen der siegreiche Oktavian, trotz seiner schlei-
chenden, hinterlistigen und grausamen Gemüthsart, dennoch als ein
segensreicher Schutzgeist, und aus Klugheit oder Furchtsamkeit ge-
mäßigt und milde, erfüllte der neue Herrscher die kühnsten Hoffnun-
gen der Völker in der langen Reihe von 44 Jahren. Voll Um- zo v.
sicht ließ er die äußere Form der alten Republik bestehen, ent- eh. •-
hielt sich des verhaßten Königstitcls, verwaltete die üblichen Staats- 14
ämter nur auf immer zu erneuernde Fristen mit scheinbarem Wi- n-Gf)'
derstreben, und übte, unter diesem Schleier dcmüthiger Enthaltsam-
keit, die unumschränkteste Gewalt aus. Schmeichelnd ertheilte ihm
der Senat drei Jahre nach dem Antritte seiner Regierung den
Beinamen Augustus, der Erlauchte, Herrliche, da ec nicht
Diktator heißen wollte, wie Sulla und Casar. Unter dem
Schirme der Gesetze erblühete der Wohlstand, begründete sich das
öffentliche Vertrauen, denn es gab wiederum Sicherheit und Eigen-
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TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom]]
TM Hauptwörter (200): [T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Domitian Hüblcrs Augustus Franz Franz Keiiferth Kaiserth Stahel Fiedlers Hinrichs August Tiberius Hinrichs Galba Nicolai Genersich Buchholz Alrcrth Gynmas Sabina_od Augustus Sulla
Extrahierte Ortsnamen: Frciberg Rom Goldsniith's Leipzig Wien
(
130 Vierter Zeitraum.
Capitol in Feuer aufging, tödteten den Vitellins unter mannichfa-
chem Hohne und so konnte
(ÿ._70 Vespasianus bei seiner Ankunft von dem erledigten Throne
= i» unbestrittenen Besitz nehmen. Statt der rohen Gewalt ließ er die
». Ly. Gesetze walten. Die ausgelassener; Prätorianer unterwarf er einer
geregelten Disciplin; dem Senate gab er das verlorene Anfehn
wieder; ec ordnete die Staatseinkünfte, wenn schon nicht ohne
den Vorwurf der Kargheit; bewies sich dagegen freigebig bei An-
legung öffentlicher Gebäude, wie des Capitols, des Coliseums,
eines riesenhaften Theaters, eines Friedentempels, einer Bibliothek.
Für den Unterricht der Jugend stellte er besoldete Lehrer an. Je-
'"rusalem ward durch seinen Sohn Titus erobert, verwüstet,
und seit dieser Zeit hörten die Juden auf ein vereintes Volk zu
seyn. Einen Aufstand der Bataver unter Claudius Civilis, wel-
che ein prophetisches Weib, Belle da, begeisterte, dampfte Peti-
lius Cerealis, so wie Agri cola auch Britanien wieder beruhigte
78 und selbst Schottland bekriegte. Der 10jährigen wohlthatigen Re-
gierungszeit des Vespasian wurden noch einige glückliche Jahre zu-
gegeben unter seinem Sohne
7-)_8i Titus. Seine Regententugenden ließen seine Jugendver-
» 2 irrungen vergessen, das Volk nannte ihn ,,die Liebe und Wonne
des Menschengeschlechts" (auaor.et deiiciae generis hunaani).
Allgemeine und öffentliche Unglücksfälle setzten seinen wohlwollenden
Sinn in ein schönes Licht. Eine große Feuersbrunst wüthete in
Rom; eine verheerende Pest durchzog Italien, und durch einen
Ausbruch des Vesuvs wurden die Städte Herculanum, Pompeji
und Stabia verschüttet. Plinius der altere, welcher sich aus Wiß-
begierde dem majestätisch-fürchterlichen Naturereignisse zu sehr ge-
nähert hatte, verlor dabei das Leben. Die Trauer über des treff-
lichen Titus so schnelles Ableben ward erhöht durch seinen ihm
ganz unähnlichen Bruder und Nachfolger
_oo Tit. Flav. Domiti anus. Seine anfänglich gerechte Strenge
15°. ging bald in Grausamkeit und Despotismus über, so daß er einem
Tiberius, Caligula und Nero nicht nachstand. Dem tapfern Agri-
ss cola mißtrauend, ries ec ihn aus Britanien zurück; nach dem Ruh-
me eines Feldherrn geizend unternahm er einen lächerlichen Zug
gegen die Catten, Datier, Marco mann en, Q und en
82 und Jazyger, von denen er geschlagen wurde; seit dieser
Zeit fingen die Germanen an niit Glück gegen das
85-so römische Reich zu kämpfen. In seiner freudenlosen Ein-
samkeit beschäftigte sich der finstere Domitian Fliegen zu fangen.
Da er seine Gemahlin Domitia nebst mehrern Befehlshabern der
Leibwache für den Tod ausgezeichnet hatte, kamen diese ihm zuvor
und ermordeten ihn in seinem Zimmer. Das Haus der Flavier
erlosch mir ihm nach 27jahrrger Dauer.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius]]
Extrahierte Personennamen: Claudius_Civilis Domiti Tiberius Marco Domitian Domitia
Extrahierte Ortsnamen: Hohne Schottland Rom Italien Pompeji
Vierter Zeitraum.
132
gierung. Seine geräuschlosen Vorzüge fanden auch unter den fern-
sten Nationen Anerkennung; man nannte ihn einen „Vater der
Menschen," und durch einen fast nie gestörten Frieden erblüheten
die nahen und fernen Provinzen Roms, denn die Völkerbewegun-
gen in Britanien, Aegypten, in Mähren und am Don wurden
noch unterdrückt durch die Befehlshaber der dortigen Legionen.
101 __ Marc Aurel (Antonin, der Philosoph) war es würdig sein
18»----Nachfolger zu seyn; nicht so sein Mitregent und Adoptivbruder,
io Lucius V ecu s, ein Sklav aller Lüste und Ausschweifungen,
».r:h. welcher nach 6 Jahren, ein Opfer seiner wüsten Lebensweise, starb.
Die ersten Regungen der spater alles zertrümmernden, Völker-
wanderung zeigten sich jetzt schon in dem Bunde der Marcoman-
nen, welche über die Donau in das römische Reich einzudringen
167 strebten. Sieben Jahre lag Marc Aurel gegen sie zu Felde, er-
trug, obschon der Krieg ihm ein Greuel, alle Mühseligkeiten des-
selben mit stoischer Geduld, verkaufte zu Rom alle seine Gemälde, seine
goldenen und silbernen Gerathe an den Meistbietenden, um die nöthigen
Kriegskosten zu gewinnen, und fand bei alle dem noch Muße „Be-
trachtungen über sich selbst" (elg tavxov) zu schreiben, ein kost-
bares Vermachtniß für die Nachwelt. Bis Aquileja drangen die
Barbaren; das Gebet einer, meistens aus Christen bestehenden, Le-
gion, legio fulmmairix genannt, brachte angeblich Regen, als
das Heer vor Durst verschmachtete und bewirkte dadurch den Sieg.
Ein Friede befreiete Italien einstweilen von seiner Furcht; der
174 Kaiser aber mußte nach Syrien eilen, um einen dort ausgebro-
chenen Aufstand zu dampfen. Dann erneuerten die Marcomannen,
im Verein mit andern nördlichen Völkern, die Feindseligkeiten noch-
178 mals, deren Ende Marc Aurel nicht sah, denn die übermäßigen
i6» Anstrengungen zerrissen den Faden seines Lebens zu Sirmium, an
der Save. Eine drückende Bürde eher, als ein Glück möchte
seine hohe Würde zu nennen seyn, denn Pest, Ueberschwemmungen
und Erdbeben suchten, außer jenen Kriegsübeln, den römischen
Staat, beim, doch dieses eben entfaltete den innern Adel seiner Seele,
erwarb ihm die Verehrung seiner Völker und einen unsterblichen
Ruhm bei dernachwelt. Mit ihm erstarb der Römer bisheriges Glück.
Das goldene Zeitalter der römischen Literatur
verschwand gleichfalls mit dem zunehmenden Sittenverfall, und Spra-
che und Gesinnung der spätem Schriftsteller tragen größtentheils
das Gepräge eines jeden freiem Aufschwung des Geistes ertödtenden
Despotismus. Belle jus Paterculus verfaßte einen Inbe-
griff der römischen Geschichte, und ist ein Lobredner des schändli-
chen Tiberius ; Valerius M a x i m u s ermangelt in seinen „Denk-
würdigkeiten" (dicta et facta meixiorabiiia) der Natürlichkeit
und Einfachheit; Curtius Rufus (ff 69 n. Ch.) blieb in sei-
ner „Geschichte Alexanders des Großen" weit hinter einem Livius
zurück; Pomponius Me la schrieb zur Zeit des Kaisers Clau-
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Marc_Aurel_(Antonin Marc_Aurel Marc_Aurel Tiberius Curtius_Rufus_( Alexanders
Extrahierte Ortsnamen: Roms Marcoman- Donau Rom Italien Syrien
Die römischen Kaiser in Rom.
133
dius ein geographisches Lehrbuch (de situ ordis), was noch an
die beffere klassische Schreibart erinnert, so wie au6) Columella
in seinem Werke über die Landwirthschaft" (de agricultura seu
de re rustica). Des Seneca Schreibart zeugt, durch Künste-
lei und gesuchte Zierlichkeit, von dem sinkenden Geschmack, und
die Dichter Persius und Lucanus, beide unter Nero, werden
nie mit Hora; und Virgil verglichen werden; des Ioscphus,
in griechischer Sprache hinterlasscne, Werke geben zwar herrliche
Aufschlüsse über sein Volk, die Juden, und Jerusalems Eroberung,
können aber ebenfalls nicht mit einem Thucydides in einer Reihe
stehen. Plinius der altere gehört durch seine „Naturgeschichte"
und Plinius der jüngere durch seine „Briefe" unter die letzten
Sterne dieser Zeit. Als Dichter kaum des zweiten Ranges er-
scheinen Valeriusflaccus, welcher den Argonautenzug besang;
Silius Jtalicus, der den zweiten punischen Krieg poetisch
behandelte, Statius, welcher die Thebaide, Achillais und eini-
ges andere verfaßte. Dagegen geißelten die Satiriker M a r t i a l
und Juvenal ihr verdorbenes Zeitalter bald mit witzig scherzen-
der Laune, bald mit bitterm Ingrimm. Des griechischen Philo-
sophen und großartigen Dulders Epiktet sinnvolle Aussprüche
sind in einem Handbüchlein „Enchiridion" der Nachwelt erhalten
worden und die „Biographien" des Plutarch möchten wohl noch
lange unerreichte Muster bleiben. Mit meisterhaftem Griffel zeich-
nete Tacitus noch seine Geschichten auf zur Zeit des Ner-
va, wahrend in tiefem Abstande unter ihm erscheinen: Sue-
tonius; er lebte bis unter Hadrian und schrieb die Leben der
zwölf ersten Imperatoren; F r o n t i n u s, er starb unter Trajan;
von ihm sind zwei Werke vorhanden „von den Kriegslisten" (de
fitrategematibus), und „über die Wasserleitungen der Stadt
Rom" de aquaeductibus urbis Romas); Florus, er gab
in einer blümelnden Sprache eine kurze Uebersicht „epitome“ der
römischen Geschichte heraus, so wie auch Just inus. Des
G e ll ius „attische Nachte" (noctes Aificae), er lebte unter
den Antoninen, bieten manches Wissenswerthe für Sprachforscher
und Kritiker dar. Der philosophische Arzt Galen und der Re-
ligionsspötter Lucian, beide Griechen, fanden bei dem Kaiser
Marc Aurel Anerkennung und Aufnahme. Arrianus, ein
Schüler des Epikret, hinterließ außer einigen philosophischen Ab-
handlungen ? Bücher über den Kriegszug Alexanders; P to le-
in aus, ein gelehrter Astronom und Geograph, unter Antoninus
zu Alexandria lebend, entwarf Tabellen über die Bewegung der
Sonne, des Mondes und der Planeten, stellte hierüber ein System
auf „iieycd/j ouvrants11 und verfaßte eine „Geographie" in 1rn__
acht Büchern. . ' J02_
Commodus bewahrheitete jenen Sah, daß die Söhne aus- 12
gezeichneter Männer ihren Vätern selten gleichen; denn was nur eh-
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136
Vierter Zeitraum.
Kaiserthron. In so zartem Alter hatte er schon Meisterschaft er-
langt in allem, was thieruche Sinnlichkeit, verfeinerte Wollust und
empörende Weichlichkeit nur immer ersinnen und erfinden mögen.
Tänzer, Kutscher, waren seine Vertraute und Minister; er ei rich-
tete einen Senat von Weibern und trieb die Sinnlosigkeit endlich
so weit, daß ihn seine Leibwächter aus Verdruß er nordeten. Sie
wählten seinen Vetter
22; — A l e x a nder Severus, zum Kaiser. Aus einer-andern
Welt schien er zu diesem verdorbenen Geschlechts herabgestiegen,
u denn trotz seiner Jugend hatte er seine Sitten rein erhalten und
'''^'verband schlichte Einfachheit mit Freundlichkeit und Milde. 13
glückliche Jahre schwanden den Römern wie ein lieblicher Traum
unter seiner Regierung vorüber; der Wohlstand erblühete, die
Schriften der elastischen Dichter und Philosophen fanden in dem
Kaiser einen eifrigen Freund und Verehrer, den Soldaten aber
mißfiel er wegen seiner Strenge und Ordnungsliebe. Die Entste-
2 26 hung des neu-persischen Reichs unter Artaxerxes dem Sas-
san iden beeinträchtigte der Römer Herrschaft in Asien; Alexander
Severus zog mit Heeresmacht dahin, erfocht mehrere glänzende
230 — Siege, ohne sie benutzen zu können, denn herankommende Züge
230 deutscher Horden, welche über den Rhein und die Donau einbra-
chen, nöthigten ihn dahin zu eilen. Bei Mainz aber empörten
sich die Soldaten, von Maximin, einem der Hauptleute, ausgereizt,
gegen den Kaiser, dessen pünctliche Disciplin'ihnen unerträglich
schien, und hier ward er das Opfer einer meuterischen Rotte.
Sein Mörder
Maxi min, gothischer Abkunft, schmückte sich darauf mit
22.5 — dem kaiserlichen Purpur. Eine löwenartige Körperkraft, riesenma-
2 ' ■*’ ßige Größe und thierische Gefräßigkeit, hatten zuerst die Aufmerk-
'' samkeit des Kaisers Septimius Severus auf diesen Menschen ge-
lenkt, der in Thracien ein Viehhirt gewesen war; gedachter Eigen-
fchaften wegen ward er unter die kaiserliche Reiterei versetzt. Er
maß 8-j Fuß, vermochte täglich 40 — 60 Pfund Fleisch zu ver-
schlucken und trank eine Amphora Wein, etwa 18 Flaschen, dazu.
Einen Baum riß er mit der Wurzel aus, zog mit einer Hand
einen beladenen Frachtwpgen fort, zerdrückte Kieselsteine zwischen
den Fingern und 16 hinter einander ausgestellte Troßknechte warf
er durch einen Stoß zu Boden. Den Soldaten verdankte er seine
Erhebung, dafür gestattete er ihnen eine gänzliche Straflosigkeit,
und ihre Tyrannei stieg aufs höchste. „Nur in der Grausamkeit
ist Sicherheit," war sein Wahlspruch, daher befolgte er wahrhiift
ein Schceckensystem, ließ die edelsten Römer, in Thierhäute genäht,
den Löwen vorwerfen, und schonte, bei seiner Raubsucht, selbst der
Tempel nicht. Wahrend er in Pannonien gegen die Germanen
237 kämpfte, ries man in Afrika den Proconsul Gordianus nebst dessen
Soyne zu Gegenkaisern aus; doch beide erlagen eipem gegen sie
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Extrahierte Personennamen: Artaxerxes Alexander
Severus Alexander Maximin
Extrahierte Ortsnamen: Asien Rhein Donau Mainz Pannonien Afrika
139
Die römischen Kaiser in Rom.
sec eine blutige Schlacht gegen die Schuldigen liefern, wobei 7000
Soldaten bliebm! Der Tiber ließ er ein tieferes Bette graben,
vermehrte die öffentlichen Einkünfte, verschönerte Rom durch präch-
tige Tempel, gab Gesetze gegen die verwilderten Sitten, zog sich
aber eben dadurch den stillen Haß vieler zu, darum gelang einem
seiner Freigelassenen eine Büberei so leicht, als er, um einer ver-
dienten Strafe zu entgehen, des Kaisers Handschrift nachahmte
und eine lange Liste der angesehensten Officiere, angeblich als zum
Tode bestimmt, anfertigte. Die Betrogenen meinten dem Streiche
zuvorkommen zu müssen, und ermordeten den so vielfach verdien-
ten Aurelian unweit Byzanz, als er einen Zug gegen die Perser
unternehmen wollte. Er war der erste Kaiser, der sich öffent-
lich mit einer goldenen Krone zeigte. Fast 8 Monate vergingen, ehe 27s
man zu einer neuen Wahl schritt, welche der Senat auf n.eh.'
Tacitus, einen Senator und Verwandten des Geschicht-
schreibers, lenkte. Sein Bemühen, die Zeiten des Augustus zurück
zu rufen, blieb ein schöner Traum; sein 7ñjahriges Greisenalter
vermochte nicht die Strapazen eines Feldzuges zu ertragen, den
er nach Kleinasi'en gegen die Scythen und Alanen unternommen
hatte, und welchen er wider die Perser fortsetzen wollte. Er starb
in den Gegenden des Kaukasus. 276
Probus erhielt die Zustimmung seiner Legionen in Syrien 276 —
und ward Kaiser. Ec gehört gleichfalls unter die erfreulichern
Erscheinungen in einer flachen, für großartige Erhebung erstor- 0
denen Zeit. In einer Bauernhütte geboren, unweit Sirmium,
gelangte auch er durch den Kriegerstand zu den höchsten Ehren.
Wie seine Vorgänger sah er sich ebenfalls genöthigt an der Donau,
am Rheine gegen deutsche Völker, in Asien gegen die Perser zu
kämpfen. Um erstere leichter abzuhalten, legte er eine hohe Mauer
von Regensburg nach dem Rheine hin an, erweiterte seine Erobe-
rungen vom Neckar bis zur Elbe und ging mit dem Gedanken
um, ganz Germanien zu unterwerfen. Gleichwohl liebte er den
Frieden mehr als den Krieg, und dachte daran die stehenden Heere
aufzuheben, dagegen, wie in den Zeiten der Republik, des Landes
Wehr durch die bewaffneten Bürger zu besorgen. Weil er den
Müßiggang der Soldaten im Lager nicht gestatten wollte, verwen-
dete er sie zur Austrocknung der Sümpfe bei Sirmium. Hierüber
in Wuth gerathend entledigten sie sich eines so strengen Gebieters
durch dessen Ermordung, und wählten an seiner Stelle den Ober-
sten der Leibwache,
Ca rus. Dieser nahm seine zwei Söhne, Carinus und 282*-
Numerianus, zu Cäsaren oder Mitregenten an, jener in Laster- 233
Hastigkeit versunken, dieser durch alle Tugenden geschmückt. Dem
Carinus übertrug er die Verwaltung der Abendlande, während er
selbst mit Numerianus, nachdem selbiger einen Sieg über die
Gothen und Sarmaten davon getragen, wider die Perser zu Felde
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Extrahierte Personennamen: Augustus Carinus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Byzanz Kaukasus Syrien Donau Rheine Asien Rheine Germanien Sirmium Laster-